Miles Davis’ Komposition “So What”, ein Meilenstein des Modal Jazz, hat die Welt der Musik für immer verändert. Mit seiner minimalistischen Melodie, seinen ausgedehnten Harmonien und dem ruhigen Groove revolutionierte das Stück die Jazzlandschaft der späten 1950er Jahre.
“So What” ist nicht nur durch seine musikalische Einfachheit einprägsam; es verkörpert auch eine neue Ästhetik im Jazz, die sich von den komplexen Harmoniefolgen des Bebop abwendet. Davis’ Vision, Musik auf Basis von Modalskalen zu gestalten, ermöglichte seinen Musikern eine größere Freiheit in der Improvisation. Die Musiker konnten sich innerhalb der Skalenstruktur frei entfalten und so ihre musikalischen Ideen spontan und organisch entwickeln.
Die Entstehung eines Jazz-Klassikers
Die Entstehungsgeschichte von “So What” ist eng mit dem legendären Album Kind of Blue (1959) verknüpft. Davis hatte die Idee, ein Album zu kreieren, das auf modalen Harmonien basierte und den Musikern mehr Raum für individuelle Interpretationen ließ.
Zusammen mit seinem Quintet - bestehend aus John Coltrane am Saxophon, Cannonball Adderley am Alt-Saxophon, Bill Evans am Klavier, Paul Chambers am Kontrabass und Jimmy Cobb am Schlagzeug - nahm Davis “So What” im Februar 1959 in den Columbia Studios in New York City auf.
Die Aufnahmeセッション war geprägt von einer entspannten Atmosphäre, die Davis bewusst schuf, um den Musikern maximale Freiheit zu ermöglichen. Die Musiker improvisierten frei über die modalen Strukturen, und es entstanden zwei Takes von “So What”, die beide auf dem Album Kind of Blue veröffentlicht wurden.
Struktur und Harmonien: Minimalismus mit maximaler Wirkung
“So What” zeichnet sich durch seine ungewöhnliche Harmoniestruktur aus. Das Stück basiert auf zwei verschiedenen Modalskalen: D dorisch und Eb dorisch. Die lange Tonfolge der Melodie wird wiederholt, wodurch ein Gefühl der Ruhe und des meditativen Flows entsteht.
Take 1 | Take 2 |
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Melodiespiel: Miles Davis (Trompete) | Melodiespiel: Miles Davis (Trompete) |
Solos: John Coltrane (Saxophon), Cannonball Adderley (Alt-Saxophon), Bill Evans (Klavier) | Solos: John Coltrane (Saxophon), Bill Evans (Klavier) |
Rhythmus: Jimmy Cobb (Schlagzeug), Paul Chambers (Kontrabass) | Rhythmus: Jimmy Cobb (Schlagzeug), Paul Chambers (Kontrabass) |
Die langsame Tempogestaltung und der sparsame Einsatz von Melodieinstrumenten tragen zur entspannten Atmosphäre bei. “So What” verzichtet auf komplexe Akkordwechsel und lässt die Musiker stattdessen innerhalb der Modalskalen improvisieren, was zu einem vielschichtigen Klangbild führt.
Ein musikalischer Meilenstein mit bleibender Wirkung
“So What” wurde schnell zu einem der beliebtesten Jazzstücke überhaupt und verkaufte sich weltweit über fünf Millionen Mal. Das Stück wurde unzählige Male gecovert und beeinflusste Generationen von Musikern in verschiedenen Genres.
Die Bedeutung von “So What” liegt nicht nur in seiner musikalischen Innovation, sondern auch in seinem zeitlosen Appeal. Das Stück spricht Menschen aller Altersgruppen und Kulturen an und ist ein Beispiel für die universelle Sprache der Musik.
Im Laufe der Jahre haben sich zahlreiche Interpreten den modale Harmonien von “So What” gewidmet. Von Jazz-Legenden wie Herbie Hancock und Chick Corea bis hin zu zeitgenössischen Künstlern wie Brad Mehldau und Esperanza Spalding – “So What” dient als Quelle der Inspiration für viele Musiker.
Fazit: Ein Meisterwerk des Modalismus
“So What” ist mehr als nur ein Jazzstück; es ist ein musikalisches Denkmal, das die Grenzen des Genres sprengt. Durch seine Einfachheit und Genialität hat Miles Davis eine neue Ära im Jazz eröffnet und damit einen bleibenden Einfluss auf die Musikgeschichte hinterlassen.
Das Stück erinnert uns daran, dass Musik nicht immer komplex sein muss, um tiefgreifend zu sein. “So What” ist ein Beweis dafür, dass wahre Schönheit oft in der Einfachheit liegt.